Benedict Wells. Foto: Roger Eberhard

«Luzern ist mein Schweizer Zuhause»

Schauspiel
27. März 2025

«Luzern ist mein Schweizer Zuhause»

Benedict Wells

Luzern ist mein Schweizer Zuhause. Meine Mutter und ihre Familie kamen aus der Umgebung, ich war als Kind in fast allen Ferien da. Wenn ich an Luzern denke, dann sehe ich die Wohnung meiner Schweizer Grossmutter in Obergrund vor mir, in der ich mit sieben meine allererste Geschichte schrieb. Das Schokoladen-S vom «Zai», das Gletschermuseum und das von mir innig geliebte Verkehrshaus. Mein erstes Schweizer Taschenmesser, das ich wie einen Schatz hütete, und die abgebrannte und wieder aufgebaute Kapellbrücke. 

Genauso denke ich aber auch an das alte Chalet meiner Schweizer Familie im Eigenthal, in dem ich bis vierzehn fast alle Sommer verbrachte (danach wurde es leider verkauft). An das gelbrote Postauto, das uns mit dröhnendem Horn hoch in die Berge fuhr. Die langsam dahinfliessenden, im Rückblick goldenen Tage da oben; mit Bratkäseessen über der offenen Flamme, Jassen, Lesen und dem Gebimmel der Kuhglocken, wenn man nachts das Fenster offen hatte und lauschte. Vielleicht schlief ich nie besser als dort. 

Als Erwachsener kehrte ich immer wieder in diese Gegend zurück. Zeigte meiner damaligen Freundin Luzern oder mietete mich für die Abgabe von «Hard Land» eine Woche in der Pension Hammer im Eigenthal ein. Unvergesslich der Tag, als ich das fertige Manuskript dann endlich an meine Lektorin schickte. Zur Belohnung gab es ein Meringue mit Glacé in den Unterlauelen, danach wanderte ich wie früher bis auf den Pilatus hinauf. (Und am Tag darauf besuchte ich das Verkehrshaus.) Inzwischen lebt ein Cousin von mir mit seiner Familie in der Nähe, ich freue mich schon auf den Besuch bei ihnen zu Hause. 

Neben Bayern und einer seit meiner Kindheit vertrauten Ecke in Italien ist Luzern der Ort, den ich für mich Heimat nennen würde. Umso schöner ist es, dass «Hard Land» hier seine Uraufführung als Theaterstück erleben wird. An einem Ort, der mir so wichtig ist und an dem ich einst die Geschichte in die Freiheit entliess.

 

© Foto von Benedict Wells: Roger Eberhard