Das komische Theater des Signore Goldoni

Das komische Theater des Signore Goldoni

CHF 20 - 65

CHF 10 - 32.50

zum Stück

Die Hauptrolle spielt ein kleiner roter Vorhang. Es ist kein normaler Vorhang, es ist der Theatervorhang – der, der alle Zeiten überlebt hat. Auch die Zeit, in der es ihn noch gar nicht gab und die, in der es ihn fast nicht mehr gibt. Dieser Vorhang ist so wendig, unlogisch und überraschend wie das Ensemble, das um ihn herumspringt, aus ihm geboren wird, sich hinter ihm versteckt, ihn malträtiert und – umspielt.

«Der Diener zweier Herren» von Carlo Goldoni, mit seinem rasenden Truffaldino im Zentrum, der alles gleichzeitig macht, um eine doppelte Gage auf die Hand und wenigstens eine halbe Portion in den Bauch zu bekommen, ist natürlich sowieso ein Theaterevergreen. Jedoch umgibt Goldoni auch oft eine dichte Staubwolke.

In Max Merkers Inszenierung wird der Staub auch gleich aktiv und bisweilen aggressiv aus den Kostümen geklopft, Martin Bieris Überschreibung macht das Gleiche mit der Sprache. Welche sich dann konsequenterweise auch buchstäblich aus dem Grab erhebt: in Form des Signore Goldoni persönlich. Wahrscheinlich hat er es dort drinnen vor lauter sich um sich selbst drehen nicht mehr ausgehalten. Im Laufe des Stückes wird er immer lebendiger, seine Mission befeuert ihn: Er ist da, um Autorenschaft, Text – die Literatur! zu retten. Vor eitlen Schauspieler*innen, denen nichts heilig ist, Hauptsache, es wird gelacht, vor Regisseur*innen, die glauben, sie seien er, und vor einem Zeitgeist, der denkt, Texte seien nur eine Nebenerscheinung des Theaters.

Das ist öfter Mal sogar Original Goldoni, denn dieser kämpfte ja gegen eine Zeit, die Stücke in der Form, wie er sie zu schreiben beschlossen hatte, noch gar nicht kannte. In welcher Zeit also befinden wir uns? Dass das in dieser Inszenierung so verschwimmt, ist – neben hinreissender Musik, famosem Slapstick, Irrsinn und Hochleistungssport – das Herrlichste an diesem Theaterabend. Wir sind ganz in der Commedia dell’arte und ganz im Heute. Denn ein Vorhang, der geschlossen ist, ist noch lange nicht zu. Und die im modernen Theater so beliebte Nebelmaschine kann auch Staub aufwirbeln.

Lachen und Husten liegen sowieso nah beieinander.

Julie Paucker
Künstlerische Leiterin Schweizer Theatertreffen

 

«Das komische Theater des Signore Goldoni»
Schauspiel nach «Der Diener zweier Herren» von Carlo Goldoni

Max Merker arbeitet als Regisseur und Schauspieler in der freien Szene und an Stadttheatern. Seine Produktionen, oft in Zusammenarbeit mit dem Dramaturgen/Autoren Martin Bieri, dem Bühnenbildner Damian Hitz, der Kostümbildnerin Nic Tillein und dem Musiker-Schauspieler Aaron Hitz (Truffaldino), sind clownesk, poetisch, manchmal mehrsprachig. Ihr Zusammentreffen mit dem Ensemble des Konzert und Theater St. Gallen und natürlich mit Carlo Goldoni, erscheint wie ein Glücksfall.

Besetzung

Produktionsteam

Besetzung

  • Annabel Hertweck
  • Diana Dengler
  • Marcus Schäfer
  • Anja Tobler
  • Manuel Herwig

zum Theatertreffen

Seit zehn Jahren vernetzt das Schweizer Theatertreffen über Sprachgrenzen hinweg das hiesige Theaterschaffen, von Freier Szene bis Stadttheater. Ins Leben gerufen wurde es als Gemeinschaftsprojekt von Schweizerischem Bühnenverband, Bundesamt für Kultur, Internationalem Theaterinstitut und dem Verband t. Theaterschaffen Schweiz. Es findet jeweils Ende Mai an wechselnden Orten statt und präsentiert Stücke aus allen Landesteilen. Darüber hinaus veranstaltet das Schweizer Theatertreffen ein vielseitiges Rahmenprogramm mit Podiumsdiskussionen, Workshops und Vorträgen zu aktuellen kulturpolitischen Themen und Fragestellungen.

Im Jahr 2025 sind die gastgebenden Orte Zug und Luzern. Am Freitag, 23. Mai 2025, findet das Theatertreffen im Luzerner Theater statt. Die Auswahl der eingeladenen Stücke finden Sie weiter unten. Das Luzerner Publikum darf sich auf ein aussergewöhnliches Gastspiel aus einer der vier Schweizer Sprachregionen freuen!

Nachdem 2024 unser Stück «Orlando – eine Biographie » und 2022 die UG-Produktion «LIEBE/ Eine argumentative Übung» auf der SHORTLIST der bemerkenswertesten Stücke stand, tritt das Luzerner Theater nun als Gastgeber für «Das komische Theater des Signore Goldoni» in der Regie von Max Merker, Konzert und Theater St. Gallen, auf. Damit bekräftigt es seine Vernetzung mit der gesamten Schweizer Theaterszene.

SÉLECTION 2025

Julie Paucker, die Künstlerische Leiterin des Schweizer Theatertreffens, hat aus ihrer SHORTLIST von siebzehn Theaterinszenierungen sechs herausragende Inszenierungen für die SÉLECTION zusammengestelltMit dieser Werkschau aus allen Sprachregionen macht das Festival die künstlerische, sprachliche und kulturelle Diversität der Schweizer Theaterszene sichtbar. Vertreten sind Produktionen aus der ganzen Schweiz, die in freien Theatern, an Stadttheatern und in der freien Szene produziert worden sind. Die Stücke werden jeweils in ihrer Originalsprache gespielt und übertitelt.

Actapalabra – Joan Mompart, Philippe Gouin (Conception et jeu) – Théâtre Am Stram Gram

Blutbuch – Sebastian Schug (Regie), Kim de l’Horizon (Text) – Bühnen Bern

Ça commence par le feu – Anne Bisang (Mise en scène), Magali Mougel (Texte), Camille de Pietro (Réalisation Film) – Théâtre populaire romand - Centre neuchâtelois des arts vivants (Production) – POCHE/GVE (Coproduction)

Dans ton intérieur – Julia Perazzini (Conception, écriture, interprétation) – Cie Devon (Production) – Arsenic - Centre d'art scénique contemporain Lausanne, Théâtre Public de Montreuil - Centre Dramatique National, Théâtre Saint-Gervais, Genève (Coproductions).

Das komische Theater des Signore Goldoni nach Carlo Goldoni – Max Merker (Regie) – Konzert und Theater St. Gallen

Die Krume Brot – Antú Romero Nunes (Regie), Lukas Bärfuss (Text) – Schauspiel Theater Basel

Als Extra «HORS SÉLECTION» spielt zudem der 2021 in Kollaboration mit dem Teatro Sociale Bellinzona entwickelte Abend von Raissa Aviléz «Maybe a Concert». 

SHORTLIST 2025

Actapalabra – Joan Mompart, Philippe Gouin (Conception et jeu) – Théâtre Am Stram Gram

Blutbuch – Sebastian Schug (Regie), Kim de l’Horizon (Text) – Bühnen Bern

BODY OF FEAR – Les Mémoires d`Helène – Rote Fabrik Zürich, Cirque de Loin St. Gallen, Norient Festival Bern

Ça commence par le feu – Anne Bisang (Mise en scène), Magali Mougel (Texte), Camille de Pietro (Réalisation Film) – Théâtre populaire romand - Centre neuchâtelois des arts vivants (Production) – POCHE/GVE (Coproduction)

COLD – Fatima Moumouni, Laurin Buser (Idee, Entwicklung, Texte und Spiel)  Kaserne Basel, Gessnerallee Zürich

Dans ton intérieur – Julia Perazzini (Conception, écriture, interprétation) – Cie Devon (Production) – Arsenic - Centre d'art scénique contemporain Lausanne, Théâtre Public de Montreuil - Centre Dramatique National, Théâtre Saint-Gervais, Genève (Coproductions).

Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)  Stefan Kaegi (Konzept und Regie) – Rimini Protokoll – Théâtre Vidy-Lausanne, National Theater & Concert Hall, Taipei (Produktion)

Fremde Seelen – Eva-Maria Bertschy (Konzept, Text, Regie) – Theater Neumarkt, Vorarlberger Landestheater

FURY ROOM Fanny Krähenbühl (Konzept, Text, Spiel) Cie la Dalle – INCUBO, PREMIO 2024

Höhere Gewalt  Maria Ursprung (Text, Regie) – Theater Marie – Bühne Aarau, Kurtheater Baden

Das komische Theater des Signore Goldoni nach Carlo Goldoni – Max Merker (Regie) – Konzert und Theater St. Gallen

Die Krume Brot – Antú Romero Nunes (Regie), Lukas Bärfuss (Text) – Schauspiel Theater Basel

Queere Tiere  Daniel Hellmann (aka Soya the Cow) (Text, Performance, Komposition), Coco Schwarz (aka Piano Prince) (Komposition, Piano, Performance) – 3art3 – Sogar Theater Zürich & Bühne Aarau

Sane Satan Teresa Vittucci (Konzept, Text, Regie) – OH DEAR! (Produktion), Internationales Sommerfestival Kampnagel, Arsenic – - Centre d'art scénique contemporain Lausanne, Tanzhaus Zürich, Charleroi danse DCCN, La briqueterie CDCN du Val-de-Marne, Théâtre Saint-Gervais Genève, Dampfzentrale Bern (Koproduzenten)

TELL von Joachim B. Schmidt – René Schnoz (Regie, Textfassung) – Die Kollaborateure – Klibühni, Das Theater

Tourist Trap – Thom Luz (Regie) – Bernetta Theaterproduktionen (Produktion), Kaserne Basel, Gessnerallee Zürich, Théâtre Vidy Lausanne, Teatro Stabile dell'Umbria, Bühne Aarau (Koproduzenten)

Vorrei una voce – Tindaro Granata (di e con) – LAC Lugano Arte e Cultura in collaborazione con Proxima Res

Rahmenprogramm «Kunst + Widerstand»

In einer Zeit, wo Länder und Werte wie Eisschollen in wärmer werdenden Gewässern auseinanderdriften, richtet das Schweizer Theatertreffen in seinem Rahmenprogramm den Fokus auf die Frage, was Künstler*innen und Akteur*innen der hiesigen Theaterszene dieser Dynamik entgegenzusetzen haben. Wie können sie ihre Wachheit, Sensibilität und Diversität einer sich zunehmend autoritär und partriarchal gebärdenden Öffentlichkeit möglichst effektiv entgegensetzen?

Im grossen Zuger Podium «Reichtum und Verantwortung», dem ASSITEJ-Podium «Raus aus der Nische!» zur Zukunft des Theaters für junges Publikum, bei der Weiterverfolgung der Reihen «Frauen in Führungspositionen» und «Collaborazioni», einer Diskussion um «Diversität auf Schweizer Bühnen» sowie am abendlichen Feuerkreis rüsten sie gemeinsam ihre Softskills für den künstlerischen Widerstand.

Das Schweizer Theatertreffen gehört zu den Promotionspartnern der vom Bundesamt für Kultur (BAK) vergebenen «Schweizer Preise Darstellende Künste» und freut sich, den prämierten Bühnenschaffenden eine Plattform zu bieten.

Weitere Informationen zum Schweizer Theatertreffen und zur diesjährigen Auswahl finden Sie unter: www.schweizertheatertreffen.ch

Infos zum Rahmenprogramm in Luzern folgen.

Spieldaten

Link to production Das komische Theater des Signore Goldoni

Fr 23.05.

20.00 - 21.30 Uhr

Schauspiel

Das komische Theater des Signore Goldoni

Schauspiel

Gastspiel im Rahmen des Schweizer Theatertreffens

Einführung

Bühne a1
CHF 20 - 65