
Requiem für einen Gefangenen
von Luigi Dallapiccola und Jan Dismas Zelenka
zur Produktion
Die Würde des Menschen ist zu achten und zu schützen. Sie ist das höchste Gut. So soll es sein. Weltweit. Im Hier und Jetzt. Von diesem höchsten Gut angesichts des Todes klingt und spricht der hochemotionale Doppelabend «Requiem für einen Gefangenen». In der Gegenüberstellung der Kurzoper «Il prigioniero» von Luigi Dallapiccola und Jan Dismas Zelenkas «Requiem D-Dur» ist zu hören, wie sich Alt und Neu auf faszinierende Art und Weise zu einem ästhetischen Ganzen verweben.
Dallapiccola stellt als Reaktion auf den Faschismus im Zweiten Weltkrieg mit «Il prigioniero» 1949 die Frage nach der Würde des Menschen angesichts politischer Willkür, Verfolgung und Unterdrückung. Der italienische Komponist siedelt die Oper zur Zeit der Spanischen Inquisition im 16. Jahrhundert an und erzählt von der letzten Nacht im Leben eines Gefangenen kurz vor seiner Hinrichtung. Albträume plagen ihn, doch als er die Tür seines Kerkers geöffnet findet, schöpft er Hoffnung. Er geht den dunklen Gang entlang, riecht schon frische Frühlingsluft – und findet sich betrogen. Am Ende muss er erkennen: Die Illusion von Freiheit und Hoffnung war seine grösste Folter.
Zelenka komponiert sein Requiem anlässlich des Todes von August dem Starken am 1. Februar 1733. Er erschafft ein beeindruckendes Meisterwerk barocker Klangkunst, das Raum lässt für kontemplative Trauer und zugleich die glorreiche Auferstehung des Grossfürsten beschwört. Würde, Tod und Hoffnung gehen Hand in Hand.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. In weiten Teilen der Welt ist sie das heute nicht. Wir widmen den mutigen Menschen, die für den freien Willen, das freie Wort, für Freiheit in ihrem vollumfänglichen Verständnis ein- und aufstehen, auch um den Preis ihres eigenen Lebens, diesen Theaterabend.
Pressestimmen
«Grossartige Sängerinnen und Sänger gestalten den Schmerz und die Hoffnung. Die «Mutter» Bénédicte Tauran, der «Gefangene» Levent Bakirci bei seinem Luzerner Debüt und der Grossinquisitor Robert Maszl singen packend von Hoffnung, Glauben, Verzweiflung und Macht.» – Roman Kühne, Luzerner Zeitung
«Das Luzerner Sinfonieorchester unter Jörg Halubek zeichnet schneidend klar diesen unendlich scheinenden Sog der Töne.» – Roman Kühne, Luzerner Zeitung
«Die Luzerner Inszenierung von Aniara Amos geht unter die Haut. Das liegt nicht zuletzt am Sänger Levent Bakirci: Wie er die innere Zerrissenheit des Gefangenen in seiner Zelle zum Ausdruck bringt, ist eindrücklich.» – Christian Oechslin, Regionaljournal Zentralschweiz
«Mit einem barocken Originalklangbild, mit historischen Instrumenten – die über 100-jährige Pauke mit Ziegenfell, die über ein Meter langen Barocktrompeten, das Naturhorn ohne Ventile und das klarinettenähnliche Chalumeau – schenken die Musiker und Sängerinnen der Komposition Farbe und Lebendigkeit.» – Roman Kühne, Luzerner Zeitung
Fotos
Infos zum Stück
Il prigioniero
Oper in einem Prolog und einem Akt von Luigi Dallapiccola, Text vom Komponisten In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Requiem D-Dur
von Jan Dismas Zelenka In lateinischer Sprache mit deutschen Untertiteln
Operncafé
Bei einem Kaffee erfahren Sie Spannendes zum Stoff, zum Probenprozess und zu den Ideen des Regieteams. Natürlich kommt auch die Musik nicht zu kurz. Der Eintritt ist frei!
Kostprobe
Wie sieht eigentlich die Zusammenarbeit des Musikalischen Leiters, der Darsteller*innen und des Orchesters aus? Holen Sie sich einen exklusiven Einblick in eine Bühnenorchesterprobe und sehen Sie dabei als Erste das Bühnenbild. Tickets zu CHF 10 im Webshop oder an der Theaterkasse.
Ausstellung mit Werken von Pravoslav Sovak
Indirect Messages (1970–72)
Im Rahmen der Produktion von «Requiem für einen Gefangenen»
Parallel zu den Vorstellungen von «Requiem für einen Gefangenen» findet auf dem Balkon des Foyers eine Ausstellung statt. Diese thematisiert mit ausgewählten Grafiken des tschechischen Künstlers Pravoslav Sovak (1926–2022) den Verlust von Heimat, Identität und allgemeine Sinnfragen menschlicher Existenz. Damit und durch weitere Berührungspunkte spannt sich ein Bogen zwischen dem Bildenden Künstler und den Komponisten der beiden Werke des Musiktheaterabends. Sovaks ausgestellte Blätter aus «Indirect Messages» (1970–72) verstehen sich wie Zelenkas und Dallapiccolas Musikwerke als eindrückliche Botschaften auf der Suche nach Freiheit und der unantastbaren Würde des Menschen, die allen dreien auf persönliche Weise wichtig war.
Mehr Informationen zur Pravoslav Sovak Stiftung
- Ausstellung vom 16. März bis 4. Mai 2025. Öffentliche Kurzführungen durch die Ausstellung am 16. April, 18.45 bis 19.00 Uhr, und 4. Mai, 17.45 bis 18.00 Uhr.

Vita Pravoslav Sovak
1926: Geburt und Kindheit in Vysoké Mýto/Ostböhmen
1941: Abweisung durch alle Gymnasien im Protektorat Böhmen und Mähren
1942–1944: Ausbildung an einer Privatschule für Grafik und Design in Prag, danach an Keramikfachschule von Bechyně (Südböhmen) mit Abschluss 1944
1945: Totaleinsatz in einer Chemiefabrik und bei Befestigungsarbeiten an der Front in Ostmähren. Studium in Prag an der Hochschule für Angewandte Kunst
1946–1953: Reise nach Paris und Assistenzstelle an der Palacky Universität in Olomouc (bis 1949). Rückkehr nach Prag 1953
1954–1959: Vertiefte Auseinandersetzung mit Malerei und grafischer Kunst
1963: Erste Einzelausstellung mit Malerei und grafischer Kunst
1963: Erste Einzelausstellung in Kassel und Reise nach Bern
1967: 1. Preis der Triennale der Farbgrafik in Grenchen
1968: Verlässt am 21. August die Tschechoslowakei und emigriert nach Deutschland
1969: Umzug nach Luzern
ab 1970: Regelmässige Aufenthalte und Ausstellungen in den USA
1975–1991: Professur für Freie Grafik an der Fachhochschule Köln für Kunst und Design
1978: Umzug nach Hergiswil (Bürgerrecht 1987 und Staatsbürgerschaft Schweiz)
1980–1986: Aufenthalte in Europa und USA. Entstehung wichtiger Mappenwerke und Blätter. Bedeutende Ausstellungen in europäischen Metropolen
1987–1990: Reise durch Frankreich. Gründung des Freundeskreises Pravoslav Sovak in Emmetten (1990–2019)
1992–2008: Internationale Retrospektiven. Beginn digitaler Drucke
2010–2012: Entstehung von Collagen
ab 2014: Weiterhin grosse Ausstellungen, die seine Verdienste im Bereich Grafik würdigen
2020: Gründung der Pravoslav Sovak Stiftung Hergiswil
2021: 95. Geburtstag: Ausstellungshommage im Museum Kampa in Prag
2022: Pravoslav Sovak stirb in seinem Haus in Hergiswil am 10. Juni
Teilbesetzung
Il prigioniero
Produktionsteam
- Musikalische Leitung –
- Regie, Kostüme und Videokonzeption –
- Bühne –
- Licht –
- Video –
- Dramaturgie –
- Chor –
Besetzung
- Mutter –
- Gefangener – ( 16.03.2025 / 21.03.2025 / 23.03.2025 / 27.03.2025 / 04.04.2025 / 16.04.2025 / 04.05.2025 ) /
- Kerkermeister | Grossinquisitor –
- 1. Priester –
- 2. Priester –
- Fra Redemptor –
Requiem D-Dur
Produktionsteam
- Musikalische Leitung –
- Raum-Inszenierung und Kostüme –
- Licht –
- Dramaturgie –
- Chor –
Besetzung
- Sopran –
- Alt –
- Tenor –
- Bass 1 –
-
Bass 2 –
Max Bell /( 16.03.2025 / 21.03.2025 / 23.03.2025 / 27.03.2025 / 04.04.2025 ) / ( 06.04.2025 / 16.04.2025 / 04.05.2025 )
Spieldaten
So 06.04.
10.30 - 11.00 Uhr
Inspiration
Oper
Inspiration